Vor vielen Jahren flog ich gemeinsam mit einem Freund für 2 Wochen nach Buenos Aires zu einer Konferenz. Je näher der Termin des Abfluges kam, desto mehr stieg die Vorfreude in mir. Ich war schon Tage zuvor innerlich ganz aufgewühlt und konnte den Tag des Abflugs kaum erwarten. Ganz anders war es bei meinem Freund. Er ist Geschäftsmann und war bis zum letzten Moment voll und ganz auf seine Arbeit konzentriert, während ich im Geiste bereits die argentinische Sonne genoss. Doch er machte sich erst im Flugzeug Gedanken über die Zeit, die vor uns lag. Logischerweise begann die Freude auf die Heimreise bei mir auch schon einige Tage vor unserm Rückflug, während er bis zum letzten Augenblick keine Sekunde an zu Hause dachte. Seit dem weiß ich: Ich bin ein Vorfreudetyp.
Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. Und das aus gutem Grund. Denn wenn eine Sache dann ganz anders kommt, als man es sich ausgemalt hat, war man wenigstens vorher glücklich. So sehr ich es auch bewundere, wenn Menschen so klar im Jetzt leben können und jeden Augenblick auskosten, so gelingt mir das eher selten. Ich bin meist gedanklich schon einen Schritt weiter. Positiv ausgedrückt bin ich ein Visionär. Meine Oma nannte mich immer einen Tagträumer. Ist Ansichtssache. Ich liebe es einfach, über das nachzudenken was an Schönem und Gutem vor mir liegt. So erlebe ich oft doppelte Freude. Vorher, mittendrin und nachher. Das ist ja sogar dreifach. Auch gut, Hauptsache Freude.
Natürlich bin ich mir bewusst, dass zu hohe Erwartungen auch Enttäuschungen mit sich bringen können. Doch selbst das Ende einer Täuschung ist etwas Positives. Wenn ich merke, dass ich mich in meiner Erwartung getäuscht habe, dann kann ich doch froh sein, dass ich nun klar sehe. Immer wieder begegne ich Menschen die Angst davor haben, sich zu früh zu freuen. Doch Forscher der „University of California“ haben laut Wikipedia empirisch belegt, dass Vorfreude den Endorphin-Spiegel erhöht und Stressgefühle vermindert. Also lieber stressfreie Vorfreude, als gar keine.
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